Warum die Krankenkassenbeiträge 2023 steigen
Die Beiträge der gesetzlichen Krankenkassen steigen spürbar. Zwar dämpft ein Erfolg der Gewerkschaften den Zuwachs. Doch der Reformdruck in der Gesundheitspolitik wird größer.
Wer gesetzlich krankenversichert ist muss zum Jahresbeginn 2023 mit höheren Beiträgen rechnen. Viele Krankenkassen erhöhen ihren Zusatzbeitrag. Heißt: Die Krankenversicherung wird teurer.
Die genaue Höhe des Beitrags legt jede Kasse selbst fest. Im Schnitt wird der Zusatzbeitrag bei 1,6 Prozent des Einkommens liegen. Im Vorjahr waren es noch 1,3 Prozent.
Wichtig: Die gesetzlichen Krankenkassen müssen diesmal nicht per Post über den neuen Beitragssatz informieren. Diese Informationspflicht ist per Gesetz bis Juni 2023 ausgesetzt. Die Kassen müssen aber über ihre Internetseiten oder in der Mitgliederzeitschrift auf eine Beitragserhöhung hinweisen.
Hintergrund der Beitragserhöhung: Die gesetzlichen Krankenkassen brauchen Geld. Sie haben ein enormes Defizit angehäuft. Eine Ursache dafür: teure neue Gesetze, die die Gesundheitsversorgung nicht verbessern, dafür aber Ärztinnen, Ärzten oder Anbietern von Gesundheits-Apps zugutekommen.
Arbeitgeber zahlen mit
Angesichts höherer Beiträge ist die gerechte Finanzierung der Krankenkassen besonders wichtig. Seit 2019 zahlen Arbeitgeber die Hälfte des Zusatzbeitrags. Zuvor mussten die Versicherten den Zusatzbeitrag allein schultern. Er wurde 2015 eingeführt und ist seitdem ständig gestiegen: von 0,9 Prozent im Jahr 2015 auf nun 1,6 Prozent.
Die IG Metall hatte die einseitige Belastung der Versicherten scharf kritisiert und sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass Arbeitgeber und Arbeitnehmer sich den gesamten Krankenkassenbeitrag teilen – also auch den Zusatzbeitrag.
Die Rückkehr zu dieser paritätischen Finanzierung hat Beschäftigten viel Geld gebracht: Eine Arbeitnehmerin mit einem Jahresgehalt von 42.000 Euro (brutto) hat dadurch seit 2019 fast 1000 Euro gespart*.
Neustart fürs Gesundheitssystem
Langfristig hilft den Krankenkassen nur eine Radikalreform: die Bürgerversicherung, in die alle Erwerbstätigen gemeinsam einzahlen. Sie würde mehr Geld ins System bringen und die Gesundheitsversorgung verbessern.
Viel zu oft stehen allein die Kosten im Fokus. Die gesetzlichen Krankenkassen sollen sich einen Preiskampf liefern. Dabei ist für Versicherte die Versorgung entscheidend. Und dort klaffen schon lange große Lücken.
Brillen, guter Zahnersatz, bestimmte Medikamente: All das müssen die Versicherten alleine bezahlen, weil es aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen gestrichen wurde. Ein Umstand, den Arbeitgebervertreter gerne verschweigen, wenn sie sich über die Sozialversicherungsbeiträge beklagen.
So haben wir gerechnet: 42.000 Euro mal durchschnittlicher Zusatzbeitrag geteilt durch zwei, addiert für die Jahre 2019 bis 2022. In Worten: Wir haben den Arbeitgeber-Anteil des durchschnittlichen Zusatzbeitrags für die Jahre 2019 bis 2022 zusammengezählt. Bei einem Jahresgehalt von 42.000 Euro brutto ergibt das eine Summe von 966 Euro.